Das gehört in deine Werkzeugkiste

Wir kennen viele Motorradfahrer, die in ihrer Freizeit ständig am Motorrad schrauben. Das liegt vielleicht daran, dass sie ältere, anfälligere Bikes haben, oder auch daran, dass es ihnen einfach Spass macht das Bike zu zerlegen, Teile zu reinigen, alles wieder zusammenzubauen, etwas umzubauen, zu verbessern…

Es ist auch ein erhebendes Gefühl, wenn man ein kaputtes Teil selbst zerlegt und repariert/ausgetauscht hat und dann alles wieder funktioniert.
Weniger erhebend ist es, wenn man sieht mit welchem „Werkzeug” mancher Hobbyschrauber sich seinem Motorrad nähert (da darf man sich nicht wundern, wenn die Arbeit nicht wirklich gut ausgeführt wird). Das Um und Auf für einen ambitionierten Schrauber ist sicher ein gutes (das beste) Werkzeug!
Technisches Verständnis kann man sich anlesen, man kann sich auch vieles zeigen lassen oder von anderen abscheuen. Aber ohne optimalem Werkzeug wird die Arbeit nie wirklich optimal sein (und Bordwerkzeug fällt eindeutig nicht in die Kategorie „optimal”)!

Mindestausstattung

  • Zangenset: Kombi-, Flachspitz-, Rundspitz-, Rohr- und Gripzange. Weiters eine Innen- und Außenseegerringzange
  • Schlosserhammer je 200, 500 und 1000 g
  • Gummihammer
  • einen Satz Schraubenzieher für Schlitzschrauben (durchgehender Schaft falls mit dem Hammer nachgeholfen werden muss), mit Sechskantansatz (damit man einen Schraubenschlüssel ansetzen kann um auch schwergängige Schrauben zu lösen)
  • einen Satz Schraubenzieher für Kreuzschlitzschrauben (wie oben beschrieben)
  • Schlagschrauber (mit Schlitz- und Kreuzschlitzeinsätzen)
  • einen Satz Gabelschlüssel (Gr. 6 - 32)
  • einen Satz gekröpfter Ringschlüssel (ab Gr. 6)
  • je 1/4 und 1/2-Zoll Steckschlüsselsatz mit Knarre, Gelenk, Verlängerungen (hier die wirklich guten nehmen, die ein Abnudeln der Muttern verhindern). Wichtig ist auch, dass die Knarre fein verzahnt ist (um diese bei wenig Platz noch anwenden zu können)
  • einen Satz abgewinkelter Inbusschlüssel (=Innensechskant) (2 - 8 mm); ev. mit T-Griff
  • Torxschlüsselsatz (oder entsprechende Bit-Einsätze)
  • isolierter Seitenschneider
  • Drehmomentschlüssel (kleine und mittlere Ausführung), natürlich mit den passenden Nüssen und Adaptern
  • passender Zündkerzenschlüssel (oder entsprechender Einsatz)
  • Meißelsatz (Meißel, Körner und Durchtreiber)
  • Feilen- und Ölsteinsatz
  • Schaber (Dreikant- und Flachschaber, verschiedene Breiten)
  • Drahtbürsten
  • Schleifpapier
  • ein Satz Gewindeschneider (für Innen- und Außengewinde)
  • Hakenschlüssel
  • Schiebelehre (mechanisch oder elektronisch)
  • Fettpresse
  • Ketten-Trenn-und Vernietwerkzeug
  • Bohrmaschine (mit Bohrständer!)
  • Schraubstock (mit Backenschutz für empfindliche Teile)
  • Werkbank (oder ausreichend großer und stabiler Tisch)

Fortgeschrittene Schrauber haben zusätzlich

  • diverse Abzieher
  • Multimeter (für Volt, Ampere, Ohm)
  • Ein-Mann-Bremsenentlüftungsgerät
  • Fühlerlehren (ein Satz mit 2-Zehntel-Abständen)
  • Mess- und Einstellgerät für Zündkerzenelektroden
  • Lötkolben (verschiedene Spitzen, 30, 80 und 150 Watt)
  • Kochplatte (~ 25 cm Ø)
  • Helicoil-Ausrüstung
  • Ventilfedernspanner
  • Lötlampe mit Zubehör
  • Kolbenringspannzange
  • Stroboskoplampe (zur Zündungskontrolle)
  • Heißluftgebläse
  • Synchrotester (BMW)
  • Mikrometerschrauben
  • Innenmessgeräte
  • Öldruck-Messgerät
  • Kolbenringklemme
  • Quetschmessstreifen (zur Messung des Lagerspiels)
  • Zylinderhonsteine
  • Messuhr
  • Synchronisationsgerät
  • Ventilfederpresse
  • Bolzenausdreher
  • Linksausdrehersatz
  • Kolbenringzange
  • Lagertreibersatz

Spezialwerkzeuge

Absolute Schrauberprofis haben noch diverse Spezialwerkzeuge für ihr Bike. Im Bezug auf das Spezialwerkzeug musst du selbst entscheiden, ob - und wie oft du diese (meist sehr teuren) Teile brauchen wirst, und ob sich ein Kauf lohnt. Uns erscheint es eher sinnvoll, sich diese im Bedarf bei einem Bekannten (der einen kennt, dessen Schwester mit jemandem verheiratet ist der eine Werkstatt hat) auszuborgen - und am besten gleich jemanden dazu, der sich damit auch auskennt!

Mein Traum war es lange, einen Motorradclub zu gründen, der sich dann einen geeigneten Raum anmietet, in welchem allen Mitgliedern Qualitätswerkzeug zur Verfügung steht. Aber das ist ein Traum geblieben, obwohl es mittlerweile den einen oder anderen Selbstschrauberverein gibt.

Dass neben gutem Werkzeug noch allerhand andere Dinge benötigt werden ist auch klar. Hier nur ein paar Beispiele:
Isolierband, Kabelbinder, Kabelstecker, Schrumpfschläuche, div. Schrauben und Muttern, rostfreier Draht (um etwa Ölablassschrauben zu sichern), Schmierfett, Rostlöser, Bremsenreiniger, diverse fusselfreie Tücher, passende Ölfilterschlüssel, Schraubenkleber (mittel und fest), diverse Pflege- und Reinigungsmittel und noch vieles mehr.
Manch einer wird mangels Mittelständer auch einen geeigneten Ständer zum Aufbocken seines Motorrades brauchen.

Auch empfiehlt es sich, entsprechende Reparaturhandbücher zur Hand zu haben (oder wenn du sie bekommen kannst besser gleich Werkstatthandbücher). Ich zerlege diese immer und gebe die einzelnen Blätter in Klarsichthüllen (so sind sie beim Schrauben vor Fettfingern geschützt). Auch die Fiches auf unserer Seite können dir beim Selbstschrauben ev. helfen.
In letzter Zeit sind Werkstatthandbücher oft nur noch als CD oder DVD erhältlich. Da ist es schwieriger an geeignete Papierunterlagen zu kommen. Meist muss man diese selbst erstellen. Aber das ist immer noch besser als mit dem Notebook auf der Straße zu sitzen und am Bike zu zangeln.

Wenn du dich das erste Mal an bestimmte Arbeiten an deinem Motorrad wagst, dann sollte dir unbedingt jemand auf die Finger sehen, der schon etwas Erfahrung mit den anstehenden Arbeiten hat!

Du siehst, da kommt schon einiges zusammen. Wenn man vorhat, sich entsprechendes Werkzeug zuzulegen, dann werden nur die wenigsten sich das auf einmal leisten können. Aber wer sagt, dass es zum Geburtstag, Weihnachten, Vatertag... immer eine Krawatte oder ein Rasierwasser sein muss?

Jedenfalls lieber etwas sparen und dann gleich ein qualitativ hochwertiges Werkzeug kaufen, als dreimal ein „günstiges”.
Beachte: Nur mit ordentlichem Werkzeug kann man eine ordentliche Arbeit leisten!